Miloš Zeman hat die erste Runde der Präsidentschaftswahl in Tschechien klar gewonnen, muss jedoch in die Stichwahl. Der Amtsinhaber habe rund 39 Prozent der Stimmen bekommen, teilte die tschechische Statistikbehörde nach Auszählung fast aller Wahlbezirke mit. Zweiter wurde mit etwa 26,5 Prozent der Stimmen demnach der parteilose Chemieprofessor Jiří Drahoš. Der frühere tschechische Botschafter in Frankreich, Pavel Fischer, kam mit gut zehn Prozent auf Platz drei.

Insgesamt hatten sich neun Kandidaten zur Wahl gestellt. Um schon aus dem ersten Wahlgang als Sieger hervorzugehen, hätte einer der Kandidaten die absolute Mehrheit der Stimmen erreichen müssen. So kommt es in zwei Wochen zu einer zweitätigen Stichwahl, bei der Zeman und Drahoš gegeneinander antreten.

Bei der Wahlbeteiligung  zeichnete sich mit rund 60 Prozent ein Wert auf dem Niveau der Wahl vor fünf Jahren ab. Das tschechische Staatsoberhaupt wird direkt gewählt, repräsentiert das Land im Ausland, ernennt die Verfassungsrichter und spielt auch bei der Regierungsbildung eine Rolle.

Zeman hatte sich im Wahlkampf als Zuwanderungsgegner und Kämpfer für die kleinen Leute positioniert. Er pflegt gute Kontakte nach China und Russland. Mit Blick auf die Zuwanderung in die EU hat er in der Vergangenheit von einer "organisierten Invasion" gesprochen. Es sei "unmöglich, Muslime zu integrieren", so Zeman, der seit 2013 tschechischer Präsident ist. 

Kandidaten mobilisieren Wähler für zweite Runde

In einer ersten Reaktion auf das Ergebnis dankte Zeman seiner Frau, dem Ministerpräsidenten Andrej Babiš und Schlagersänger Karel Gott für ihre Unterstützung im Wahlkampf. "Mit der zweiten Runde fängt alles bei null an", sagte Zeman und rief die Wähler zur Teilnahme an der zweiten Runde auf.

Drahoš steht für einen proeuropäischen Kurs und tritt für eine stärkere Westorientierung des Nato-Mitglieds Tschechien ein. Außerdem plädiert der 68-Jährige für eine Einführung des Euro in seinem Land. Gegner des Kandidaten werfen ihm mangelnde politische Erfahrung vor.

Nach der Wahl sagte Drahoš, er wolle vor der zweiten Runde auch die Wähler seiner Gegenkandidaten ansprechen und die politische Kultur verbessern: "Ich denke erst und rede dann", sagte der Kandidat.

Laut einer Umfrage des tschechischen Fernsehsenders CT würdigten die Wähler bei Zeman vor allem dessen starke Persönlichkeit und sein Durchsetzungsvermögen. Drahoš habe dagegen mit Ehrlichkeit und mit seiner Bildung gepunktet.

Politik-Veteran gegen Seiteneinsteiger

Zeman ist studierter Ökonom und war von 1998 bis 2002 für die sozialdemokratische ČSSD tschechischer Ministerrpräsident. Später verließ er die Partei im Streit. Der Präsident gilt als erfahrener Politk-Veteran. Er wird als nachtragend beschrieben. Einige frührere Weggefährten stimmen in ihrer Einschätzung überein, Zeman sei zuletzt nach rechts ins nationalistische Lager abgedriftet.

Den Islam bezeichnete Zeman einmal als "Religion des Hasses". Zudem trat er als Gegner einer EU-weiten Umverteilung von Flüchtlingen auf. Deutschland habe die Migranten eingeladen und müsse nun die Verantwortung dafür übernehmen, so Zeman. Die Tschechen rief er auf, sich zum Schutz vor Terroristen zu bewaffnen.

Drahoš hingegen hat keine politische Erfahrung. Im Zusammenhang mit seiner Kandidatur sprach er von einem "riesigen Abenteuer". Dabei möchte er für einen politischen Stil stehen, der sich durch Anständigkeit und Respekt auszeichnet. Er beruft sich öfter auf den Gründervater der früheren Tschechoslowakei, Tomáš Garrigue Masaryk, der wie Drahoš Professor war.

"Der zunehmende Extremismus und Populismus ist mir nicht gleichgültig", begründet der Kandidat sein politisches Engagement. Drahoš leitete die Akademie der Wissenschaften zu Prag, als Nachwuchswissenschaftler verbrachte er auch eine Zeit in Hannover.